Die Vollversammlung der Handwerkskammer Flensburg hat auf ihrer letzten Sitzung des Jahres wichtige Weichen für die kommenden Jahre gestellt. Neben der wirtschaftspolitischen Lage des Handwerks standen vor allem die Stärkung der beruflichen Bildung und der geplante Neubau des Bildungszentrums in Rendsburg im Mittelpunkt.

Neubau des Bildungszentrums Rendsburg: Baustart 2026

Die Vollversammlung hat mit breiter Mehrheit den Neubau des Bildungszentrums in Rendsburg beschlossen. Der Baubeginn ist für 2026 vorgesehen. Im gleichen Zusammenhang sprach sich die Vollversammlung ausdrücklich gegen eine Beitragssenkung aus. Die vorhandenen Überschüsse sollen vollständig in das Eigenkapital für den Neubau fließen. Präsident Jörn Arp betonte die Tragweite dieser Entscheidung: „Wir investieren aus eigener Kraft in die Zukunft unserer Ausbildung. Wir dürfen nicht darauf warten, dass andere handeln. Der Neubau in Rendsburg ist ein Bekenntnis zur Stärke des Handwerks und zur Verantwortung, die wir für kommende Generationen übernehmen.“ Der Neubau schafft moderne und praxisnahe Ausbildungsbedingungen für zahlreiche Gewerke an einem zentralen, gut erreichbaren Standort in der Mitte Schleswig-Holsteins. „Dieser Beschluss ist ein starkes Signal für unseren gesamten Kammerbezirk“, so Arp. Damit sichere man die überbetriebliche Ausbildung für den Nachwuchs von morgen.

Wirtschaftliche Lage weiterhin angespannt – Handwerk zeigt dennoch Robustheit

In seinem handwerkspolitischen Bericht ging Präsident Arp auf die konjunkturelle Situation ein. Laut der aktuellen Konjunkturumfrage beurteilen die Handwerksbetriebe ihre Lage überwiegend als gut bis befriedigend. Mehrheitlich erwarten sie eine gleichbleibende Entwicklung, nur rund ein Fünftel rechnet mit einer Verbesserung. Damit zeigt das Handwerk erneut seine Krisenfestigkeit. „Das Handwerk bleibt stabil, aber auch wir stoßen an Grenzen. Politik und Verwaltung müssen endlich entlasten, statt weiter zu belasten“, so Arp. Besonders die steigenden Sozialabgaben bereiten vielen Betrieben Sorgen. Gleichzeitig begrüßte Arp die aktuellen Entlastungspläne im Arbeitsschutz sowie Fortschritte auf europäischer Ebene, etwa bei der Entwaldungsverordnung und der Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Lucas Strauß wurde als neues Mitglied in den Vorstand der Handwerkskammer Flensburg gewählt

Die Vollversammlung der Handwerkskammer Flensburg hat den 24‑jährigen Lucas Strauß einstimmig in den Vorstand gewählt. Der Kfz‑Mechatroniker, der bei der Süverkrüp+Ahrendt GmbH & Co. KG in Rendsburg angestellt ist, wird im Vorstand die Arbeitnehmerseite vertreten. Er folgt auf das ausgeschiedene Vorstandsmitglied Peter Gruber.

Berufliche Bildung und Nachwuchs im Fokus

Erfreuliche Nachrichten gab es aus der Nachwuchsförderung. Die Praktikumsprämie des Landes wurde in diesem Jahr über 780‑mal genutzt. Zudem konnten in diesem Jahr zahlreiche neue Lehrverträge abgeschlossen werden, die aus den geförderten Praktika des Vorjahres hervorgegangen sind. Auch die Meistergründungsprämie erweist sich als Erfolgsmodell: Ende November wurde die Marke von zehn Millionen Euro Fördervolumen überschritten – insgesamt 1.250 geförderte Gründungen im schleswig-holsteinischen Handwerk. „Diese Programme zeigen: Schleswig-Holstein versteht das Handwerk und investiert in seine Zukunft. Das begrüßen wir ausdrücklich“, so Arp. Offen bleibt jedoch die langfristige Finanzierung der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU). Trotz gestiegener Bundesmittel tragen die Betriebe im Kammerbezirk inzwischen mehr als 60 Prozent der Kosten. Hier fordert die Kammer strukturelle Lösungen.

Sicherheitspolitischer Impuls: Oberst Michael Skamel zu Gast

Ein besonderer Programmpunkt war der Vortrag von Oberst Michael Skamel, Kommandeur des Landeskommandos Schleswig-Holstein. Er ordnete die zunehmende sicherheitspolitische Bedeutung des Landes ein und hob die Rolle des Handwerks für Resilienz und Krisenfähigkeit hervor – von Energie- und IT-Infrastruktur über Bau und Logistik bis hin zur Versorgung.

Die Vollversammlung der HWK Flensburg

Die Vollversammlung der Handwerkskammer Flensburg ist das höchste beschlussfassende Organ und tagt mindestens zweimal im Jahr. Die 36 Vollversammlungsmitglieder setzen sich aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen zusammen. Dabei repräsentieren zwei Drittel der Mitglieder die Arbeitgeberseite und ein Drittel die Arbeitnehmerseite.