
@hwkflensburg
Pragmatismus in Aktion:
Madsen auf Tour durch Betriebe im Norden
Vom Stapler-Parcours bis zum Reifenwechsel: Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen erlebt im Kammerbezirk der HWK Flensburg, wie pragmatisch das Handwerk Probleme löst – und wo Bürokratie bremst.
Anpacken statt abwarten – so funktioniert das Handwerk. Wie pragmatisch die Betriebe im Kammerbezirk der Handwerkskammer Flensburg Herausforderungen lösen, davon überzeugte sich Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen auf einer Tour mit Kammerpräsident Jörn Arp und Hauptgeschäftsführer Björn Geertz.
Fördestapler GmbH, Wanderup
Den Auftakt machte die Fördestapler GmbH in Wanderup. Madsen zeigte sich sichtbar beeindruckt von dem, was Inhaber und Kfz-Technikermeister Tobias Majeske in nur fünf Jahren aufgebaut hat. Ob Reparaturen an Staplern und Kränen, Prüfungen aller Art oder Schulungen – Majeske bietet ein breites Portfolio und viel Know-how. „Ich habe während der Pandemie gestartet und hatte zunächst große Sorgen. Heute steht mein Betrieb auf stabilen Füßen und ist auf Expansionskurs“, sagt Majeske. Madsen ergänzt: „Wer in schwierigen Zeiten startet, darf in guten Zeiten ernten.“ Unternehmertum heiße auch durchhalten – es lohne sich. „Man arbeitet viel, gewinnt dafür aber eine Flexibilität, die man sonst selten findet.“ Auf dem Betriebshof bewältigte der Minister sogar einen eigens eingerichteten Parcours mit dem Stapler – einen Staplerschein habe er auch mal gemacht, wie er einräumte, allerdings längst nicht mehr gültig.
Horst Kiso GmbH, Schleswig
Weiter ging es nach Schleswig zur Horst Kiso GmbH. Hauke und Kim Kiso führten durch Werkstatt und Betrieb – und ließen den Minister beim Reifenwechsel mit anpacken. „In der Werkstatt verdienen wir unser Geld“, sagt Hauke Kiso. „Randzeiten gibt es kaum noch, und unsere Stammkundschaft nimmt für den Service auch längere Anfahrten in Kauf.“ Das sei Vertrauen, das man sich durch gute Kundenbeziehungen aufbaue, so Hauke Kiso.
„Das Geld wird im Handwerk beim Kunden oder in der Werkstatt verdient – nicht am Rechner in der Verwaltung“, betont Zimmerermeister und Kammerpräsident Jörn Arp. Wer sich fürs Handwerk entscheide, wolle am Ende des Tages sehen, was er geschafft habe. Madsen stimmt zu: „Ich habe unzählige Vorschläge zum Bürokratieabbau nach Berlin getragen. Übrig geblieben ist davon zu wenig – der Prozess ist zäh“, so Madsen. „Umso wichtiger ist es, nicht noch mehr Vorschriften aufzubauen.“
Metzgerei Hartwich, Tetenhusen
Im Kfz-Bereich mangelt es aktuell nicht an Nachwuchs – bei den Fleischern sieht es anders aus, wie der Besuch der Metzgerei Hartwich in Tetenhusen zeigt. Gunter Hartwich ist in der Region bekannt und setzt vollständig auf Regionalität: Geschlachtet wird selbst – rund 30 Schweine und zwei Rinder pro Woche aus der unmittelbaren Nachbarschaft. „Bei uns läuft alles regional“, sagt Hartwich. Doch Auszubildende sind seit Langem rar, und auch die Nachfolge ist offen. „Zwei Anläufe gab es schon. Ich hoffe, dass es beim dritten Mal klappt.“ Mit 65 Jahren möchte er den Betrieb gerne übergeben – Potenzial ist reichlich vorhanden.
Jan Witt Dachdeckerbetrieb, Jevenstedt
Den Abschluss bildete der Besuch bei Dachdeckermeister Jan Witt in Jevenstedt – eine Station, die den Minister sichtlich überraschte: Rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in nahezu allen Gewerken und allein 21 Auszubildende im ersten Lehrjahr – so eine Größe ist im Handwerk selten. „Eigentlich sind wir noch ein Start-up. Trotzdem bin ich stolz auf das, was wir in 14 Jahren geschafft haben“, sagt Witt. Das Versprechen: alles aus einer Hand.
Auf dem Betriebshof fällt der Blick auf die Belegschaftskultur: Beachvolleyballplatz, Schwimmteich, Bayern-Fan-Bar und ein Wohnhaus für Azubis – Gemeinschaft wird großgeschrieben. „Ich bekomme täglich Bewerbungen und versuche, jedem eine echte Chance zu geben. Wer, wenn nicht das Handwerk, kann das leisten?“, fragt Witt. Auch Hauptgeschäftsführer Björn Geertz stimmt zu: „Viele junge Menschen brauchen eine Aufgabe, die wirklich zu ihnen passt. Unsere Betriebe sind breit aufgestellt – sie zeigen auch Menschen mit ungeraden Biografien Wege auf.“
Was Witt zunehmend frustriert, ist die oft fehlende Bereitschaft zur Verantwortung in der Verwaltung. „Im Handwerk sind wir Problemlöser. Wie werden wir auch in der Politik pragmatischer?“, fragt er den Minister. Madsen nickt: „Wir müssen in vielen Bereichen schneller werden. Mancherorts freuen wir uns über Verfahren, die sechs Monate dauern – dabei sollte es oft in einer Woche gehen.“